Wie ist das denn mit der Schule? Versäumen die Kinder nicht ungeheuer viel?
Uns antwortete ein sehr Austausch erfahrener Vater bei einem Treffen: Ach, die Schule, die ist gar nicht so wichtig. Heute, nach drei Austauschen sagen auch wir: Ach, die Schule, die ist gar nicht so wichtig. Der eine versäumt viel und wiederholt vielleicht, beim andern merkt man vielleicht gar nicht, dass er weg war. Das ist so individuell und letztlich spielt es keine Rolle. Beim Schulabschluss kräht kein Hahn mehr danach. Aber die Erfahrung, die die Kinder sammeln ist unersetzlich. Sie können was, sie haben enormes geleistet, sie grinsen, wenn andere den Kopf schütteln, und sie haben viele viele neue Menschen kennengelernt und können den Begriff Freundschaft definieren. Sie wissen, dass es Freundschaften gibt, die halten und solche die schnell vergehen. Sie haben eine neue Kultur kennengelernt und sich darin wohl gefühlt. Sie sind neugierig und fast nicht zu bremsen. Sie haben sich selbst die Tür zur Welt geöffnet.
Wie kann man dem Kind die neue Sprache mit Spaß näherbringen?
Wir hatten ältere Austauschkinder, die aber auch noch kein Deutsch konnten. Am Anfang ist die Gegenstand-Methode am besten. Z.B. beim Essen: Messer Löffel, Gabel, Brot etc. Das gilt für alle Bereiche im Haus und auch in der Umgebung. Dabei kann man z.B bei einem Ausflug viel Spaß haben und die Kinder lernen viel. Super ist es am Anfang die Kinder in der Küche mithelfen zu lassen. Nach einiger Zeit (kommt auf das Kind an) sind wir zu einfachen Sätzen übergegangen. Z.B. gibst du mir bitte die Butter etc. Ansonsten mit Händen und Füßen den Alltag und die Kommunikation meistern. Da ergeben sich von alleine einige komische Situationen. Die Kinder lernen schneller als man denkt.
– alle zusammen helfen
– Memory spielen (Vokabeln), Monopoly (Zahlen)
Hallo Helga,
eine häufige Frage ist, wie sich das Austauschkind allein beschäftigen kann.
Joseph ( 15 Jahre) liest gern Comics insbesondere Asterix. Er kennt Sie von zu Hause, kennt die Geschichten und weiß deshalb schnell, was gemeint ist. Auch mein Sohn Leo kennt die Hefte fast auswendig. Ich denke er wird in Frankreich auch zu diesen Comics greifen, wenn die Familie keine Zeit für ihn hat. Die Bibliotheken besitzen auch eine große Auswahl davon, so dass man keine Angst haben muss keinen Nachschub mehr liefern zu können.
Müssen wir unsere Lebensweise ändern, um ein Austauschkind bei uns aufzunehmen?
“Nein, tut das auf keinen Fall! Ihr könnt nicht für ein halbes Jahr die Familie umkrempeln. Das führt zu Frust bei euch und vor allem auch zu Eifersucht bei euren eigenen Kindern. Euer neues Kind muss sich an die Regeln in eurer Familie halten, genauso, wie es von eurem Kind erwartet wird, sich an die Regeln seiner neuen Familie zu halten. Aber natürlich ist Verständnis, Flexibilität und Toleranz angesagt.”
“Nein, die Lebensweise muss man nicht ändern,
aber man muss sich vor allem am Anfang vermehrt kümmern, was indirekt die Lebensweise verändert.
Hilfreich ist es, sich vorher Gedanken zu machen:
Was kann wer, wie können wir miteinander, wie kann Papa, wie kann Mama und wie können sich die Kids am besten einbringen
Ein kleiner “Notfallplan” mit Spielen und Unternehmungen ist gar nicht verkehrt und sichert, dass nicht alles an nur einer Person hängen bleibt.”
Was können wir von Anfang an unternehmen, um die Integration unseres eigenen Kindes in die Partnerfamilie und das neue Land zu fördern?
Gebt euch ganz natürlich und ermutigt das Kind etwas zu unternehmen. Am Anfang sind Spiele und Ausflüge in die nahe Umgebung gut.
Wenn ihr Freunde oder Verwandte habt, die den Austausch super finden ist es gut diese einzuladen oder zu besuchen.
Ein Rezept gibt es aber nicht, da jedes Kind unterschiedlich ist und anders reagiert. Am Anfang einfach ausprobieren und auf die Reaktionen des Kindes achten. Anfangs ist sicher die Balance zwischen Langeweile und Stress nicht einfach. Wenn ihr aber auf die Signale des Kindes achtet ist das kein Problem.
Einfach als eigenes Kind betrachten, ihm das ermöglichen was den eigenen Kids auch ermöglich wird, Hobbys finden …
Ganz wichtig. Ihr müsst loslassen und auf die andere Familie vertrauen. Wenn ihr das nicht könnt, lasst im Interesse eures Kindes die Finger von einem Austausch. Zusätzlich müsst ihr eurem Kind vermitteln, dass es sich an Helga (und euch) wenden kann, wenn es Probleme/Situationen gibt, die für euer Kind nicht akzeptabel sind. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden.
Einfach ehrlich sein,
ihm Mut geben an sich zu glauben,
es einfach erinnern, dass es Augen und Ohren offen halten muss und dass Lächeln alle Türen öffnet
Versuchen ein klitzekleines bisschen die neuen Eltern via Mail kennenzulernen, damit man selbst zuversichtlich ist und das auch übertragen kann
den neuen Eltern vertrauen.
Was soll ins Gepäck, wenn unser Kind für mehrere Monate ins Ausland geht?
“Das ist ein Thema über das man sich wohl zu viele Gedanken macht. Einfach Klamotten einpacken, die für die Jahreszeit und das Klima im jeweiligen Land passen. Unsere Kinder hatten noch Schulranzen und Mäppchen dabei und etwas persönliches (z.B. Kuscheltier o.ä.). Was an Klamotten fehlt besorgt die Gastfamilie, so wie ihr das auch für euer Austauschkind macht. Wir haben für ein Kind Winterstiefel und Winterjacke gekauft, da es diese in Frankreich noch nicht gab, als das Kind losgefahren ist und die vom letzten Jahr zu klein waren. Umgekehrt habe ich im Februar keine kurzen Hosen bekommen. War aber alles kein Problem. Wir hatten sogar ein Kind, bei dem das Gepäck nicht kam, da es zu spät am Flughafen war und das Gepäck dann eine Woche später mit der Post kam. Also haben wir einfach die Kleiderschränke der übrigen Familienmitglieder geplündert.
Angepasste Kleidung, d.h. vorher fragen: Macht ihr viel Sport, geht ihr gerne Wandern, Schwimmen, braucht unser Kind Drecklklamotten, Regenzeug, oder irgendwas spezielles
Schmusekissen oder Schmusetier, vielleicht ein Foto von der Familie oder den besten Freunden
wirklich GAR KEIN Handy, auch wenn man denkt, “Nur um im Notfall die Gastfamilie anzurufen”. Die Kids sind nicht doof, haben ruckzuck den WLAN-Zugang und seilen sich ins Internet ab.”